Tarifvertrag lufthansa cockpit

Die Fluggesellschaft erklärte, dass zum Ausgleich dieser zusätzlichen Kosten 40 Flugzeuge außerhalb des Gruppentarifvertrags betrieben werden, im Gegensatz zur bisherigen Flottenplanung. Details zum Entwurf einer neuen Plattform für den Betrieb dieser Flugzeuge werden in den kommenden Wochen fertiggestellt. Die Beschäftigungsaussichten des Boden- und Kabinenpersonals bleiben von diesem Schritt unberührt. Nach der Vereinbarung mit Verdi erhalten Flugbegleiter ab 1. Oktober eine rückwirkende Lohnerhöhung von 2,5 Prozent, im kommenden Jahr weitere 2,5 Prozent und 2018 1,25 Prozent. Die Lufthansa und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) haben einen neuen Tarifvertrag (CLA) zu allen bisher offenen Fragen unterzeichnet. Die unterzeichneten Verträge entsprechen der im März erzielten Vereinbarung. Der GAV bedarf der Zustimmung der Gewerkschaftsmitglieder in Form einer Abstimmung. Im Juni 2001 beendete eine in einer Schiedskommission erzielte Vereinbarung einen Tarifstreit zwischen der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa und der Pilotengewerkschaft VC. Die Verhandlungen waren zuvor inmitten einer Reihe von Warnstreiks und zwei 24-Stunden-Arbeitsniederlegungen gescheitert. Der Konflikt war besonders deshalb bemerkenswert, weil die Piloten erstmals in Deutschland explizite internationale Lohnvergleiche zur Stützung ihrer Forderungen ansetzten, während andere Gewerkschaften die Forderungen der Piloten offen als überzogen kritisierten.

“Mit dem Tarifvertrag haben wir eine Grundlage für eine neue Sozialpartnerschaft mit der VC geschaffen”, sagt Dr. Bettina Volkens, Chief Officer Corporate Human Resources and Legal Affairs. Am 22. Mai 2001 erklärten beide Seiten das Scheitern der Verhandlungen und forderten die Anwendung eines gemeinsamen Streitbeilegungsverfahrens (Schlichtung). Einen Tag später ernannten sie Herrn Genscher zum Mediator in diesem Verfahren. Am 8. Juni legte er eine gemeinsame Streitbeilegungsvereinbarung vor, die dann von beiden Seiten akzeptiert wurde. Das Abkommen, das 39 Monate läuft, enthält folgende Bestimmungen über die feste Entlohnung: Der Pilotenstreik hat das Potenzial, die Geschichte des deutschen Systems der Arbeitsbeziehungen in zweierlei Hinsicht tief zu prägen. Erstens zeigt der Tarifkonflikt in der Luftfahrtindustrie, auch wenn er nach wie vor überwiegend inländischer Natur ist, neue Wege auf, um Tarifverhandlungsstrategien über die nationalen Grenzen hinaus auszuweiten. Während im vorliegenden Fall diese Internationalisierung zugunsten der Arbeitnehmer funktionierte, könnten einfache Lohnvergleiche, ohne den Boden für kollektives Handeln zu bereiten, leicht nach hinten losgehen. Es ist nicht schwer vorherzusagen, dass sich die IG Metall beispielsweise nicht sehr wohl fühlen würde, wenn sie mit den deutlich niedrigeren Löhnen polnischer oder ungarischer Automobilarbeiter konfrontiert würde.

Zweitens ist der Lufthansa-Konflikt das erste Mal, dass die Gewerkschaften die Tarifforderungen rivalisierender Gewerkschaften offen als zu hoch kritisiert haben. Was die Lohnsolidarität betrifft, so scheint klar zu sein, daß die Lohnzurückhaltung von der Existenz einer einheitlichen Arbeiterbewegung abhängt. Wenn es stimmt, dass die deutschen Löhne relativ komprimiert sind (d.h. es gibt eine engere Spanne zwischen den niedrigsten und höchsten), insbesondere im Vergleich zu den angelsächsischen Ländern, könnte sich weniger Zurückhaltung am oberen Ende der Lohnskala auch negativ auf die Fähigkeit der Gewerkschaften auswirken, Forderungen durchzusetzen, die die Löhne gering qualifizierter und ungelernter Arbeitnehmer erhöhen.